Claire McCardell, Sportswear und der American Look

von Rose Wagner

Für die amerikanische Mode war Claire McCardell (1905-1958) das, was Coco Chanel für Paris war, so sieht es zumindest die Modehistorikerin Valerie Steele. McCardell steht für einen genuin amerikanischen Stil, für Sportswear und den American Look. Viele ihrer Innovationen – etwa die Übernahme von Elementen aus der Männer- und Arbeitskleidung, ein System kombinierbarer Einzelteile, Wickelkleider, Reißverschlüsse in Röcken, Ballerinas – sind heute so selbstverständlich, dass kaum noch ein Gedanke an ihren Ursprung verschwendet wird. Die Designerin, deren Einfallsreichtum und Problemlösungsfähigkeit wir so viel verdanken, ist hierzulande nahezu vergessen.

Ihr Todestag jährt sich 2023 zum 75. Mal. Es gibt gute Gründe, sich ihrer zu erinnern. … mehr lesen

Wechsel und Wiederholung

von Rose Wagner

Buchbesprechung:
Bolton, Andrew u.a.: About Time: Fashion and Duration.
Ausst. Kat. The Metropolitan Museum of Art, New York. New Haven u. London, 2020. 400 S., 240 s/w Abb.

Vergangene Stile, Silhouetten und Dessins verschwinden nicht einfach auf Nimmerwiedersehen. Sie tauchen irgendwann – in mehr oder weniger – abgewandelter Form wieder auf. Die Modeentwicklung verläuft nicht linear. Wiederholung ist eine Konstante der Modegeschichte. … mehr lesen

„Ich kann alles entwerfen, ausgenommen Motoren“

von Rose Wagner

Buchbesprechung:
Elizabeth Hawes: Zur Hölle mit der Mode. Übersetzung Constanze Derham.
Berlin, Kooperation Schnatmeyer & Derham, 2019

Die amerikanische Designerin Elizabeth Hawes (1903-1971) hatte in den 1930er-Jahren den Ruf einer Rebellin. Sie führte ein unkonventionelles Leben, stand politisch links und zeichnete sich durch ein ausgeprägtes Talent zur Selbstinszenierung aus. Für Überraschungen war sie immer gut. Auf eigene Faust und ohne eingeladen zu sein, reiste sie 1931 nach Paris, um dort ihre Kollektion zu präsentieren. Im Jahr 1935 führte sie – dieses Mal auf Einladung – ihre Modelle in Moskau vor. Das schlug hohe Wellen, war die UdSSR doch erst Ende 1933 von den USA anerkannt worden. … mehr lesen

Kunst? Mode? Kommerz? ‒ Wer gewinnt?

von Rose Wagner

Eckhaus Latta: Possessed
Whitney Museum of American Art
99 Gansevoort Street, New York, NY 10014
>03.08. – 08.10.2018

Selten wurde in einem Kunstmuseum der Zusammenhang zwischen Mode und Kommerz so unverblümt herausgestellt wie in der Ausstellung Eckhaus Latta: Possessed im Whitney-Museum. Es geht um „desire and consumption“, um “an opportunity to observe and consume”.

Das Ganze ist in den Mantel der Konsumkritik gehüllt. Im Zentrum steht das Label Eckhaus Latta, dem der Ruf vorauseilt, cool, fortschrittlich und gendergerecht zu sein. … mehr lesen

Hand oder Maschine oder beides?

von Rose Wagner

Ausstellung:
Manus X Machina. Fashion in an Age of Technology
New York > 05. 05. – 05. 09. 2016, The Metropolitan Museum of Art

Buchbesprechung:
Bolton, Andrew: Manus X Machina. Fashion in an Age of Technology. Fotos von Nicholas Alan Cope. Ausstellungskatalog The Metropolitan Museum of Art, New York. New Haven u. London, Yale University Press, 2016

In der Ausstellung Manus X Machina, die bis zum 05. September 2016 im Metropolitan Museum of Art (MET) in New York läuft, ist atemberaubend Schönes, handwerklich Perfektes, modernistisch Kühles und nostalgisch Opulentes zu sehen. Es geht um die Techniken bei der Herstellung hochwertiger Mode – Hand, Maschine und eine Symbiose aus beidem – und die Relevanz der anhaltenden Trennung zwischen Haute Couture und Prêt-à-porter. Wer nicht die Möglichkeit hat, die Ausstellung zu besuchen, dem bleibt als Trost der Katalog. … mehr lesen

Zum Tod von Bill Cunningham

von Rose Wagner

Bill Cunningham, der älteste und bekannteste Street-Style-Fotograf der Welt, verstarb am 25. Juni 2016 im Alter von 87 Jahren in New York. Er verwandelte die Modefotografie in eine kulturelle Anthropologie des Alltagslebens, wie es im Nachruf der New York Times heißt, die er 40 Jahre lang mit seinen Fotos belieferte. … mehr lesen

Mode – national und global

von Rose Wagner

Ausstellung Global Fashion Capitals
Museum at the Fashion Institute of Technology
New York > 02.06. ‒14.11. 2015

Angesichts der zunehmenden Zahl von Modewochen in allen Teilen der Welt drängt sich die Frage auf: Wie national kann eine Modemarke heute noch sein? Das Label Jil Sander zeigt seine Kollektionen in Mailand und gehört einem japanischen Konzern. Wolfgang Joop präsentiert seine Marke Wunderkind bei den Modewochen in Paris. Das Label Tom Ford hat seinen Firmensitz in London, der gleichnamige Besitzer erhielt gerade die Auszeichnung des Council of Fashion Designers of America als bester amerikanischer Designer für Männermode, seine Kollektionen schickt er neuerdings in Los Angeles auf den Laufsteg. … mehr lesen

Killer Heels: Erotik und Exotik hoher Hacken

von Rose Wagner

Ausstellung „Killer Heels: The Art of the High-Heeled Shoe“
Brooklyn Museum, New York  >10.09.2014 – 15.02.2015

Während neuerdings bei internationalen Modewochen vor allem flache Schuhe zu sehen sind und der Sneaker beliebt ist wie nie zuvor, zeigt das Brooklyn Museum in New York in einer sehenswerten Ausstellung ausschließlich Schuhe mit hohen Absätzen. Kein anderes modisches Accessoire ist erotisch so aufgeladen und umstritten wie der hochhackige Frauenschuh, und der Besuch der Ausstellung „Killer Heels“ löst einen Wirbel von widerstreitenden Assoziationen und Eindrücken aus: Verführung, Unterwerfung, Erhöhung, Immobilität, Stärke, Schmerzen, Absurdität….

… mehr lesen

Von Dollarprinzessinnen, juwelenbesetzten Hundehalsbändern und Kostümbällen

von Rose Wagner

Ausstellung „Gilded New York“
Museum of the City of New York > 13.11.2013 – 30.11.2014

Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg häuften einige Industrielle und Bankiers in kürzester Zeit riesige Vermögen an und breiteten ihren neuen Reichtum öffentlich in einer Weise aus, wie es bis dahin noch nicht gesehen wurde. Mark Twain prägte für diese Epoche den Begriff des Gilded Age. Er sah sie vor allem durch Gier, Materialismus und Korruption geprägt. Die meisten Neureichen zog es nach New York, wo sie seit Ende des 19. Jahrhunderts das öffentliche Leben der Stadt bestimmten. Das New Yorker Stadtmuseum zeigt ihre Ballroben, Preziosen und Gemälde. … mehr lesen