Die Britin Lucy Christiana, Lady Duff-Gordon (1863-1935) war unter dem Namen Lucile bis in die 1920er-Jahre ein leuchtender Stern am internationalen Modehimmel. Ihre Kreationen waren der Inbegriff von Weiblichkeit und Luxus; ihre innovativen Verkaufsmethoden bereiteten dem modernen Mode-Marketing den Weg. Sie selbst hielt sich für eine Couturière, „deren Diktat die Welt der Mode regiert“. Royals, Millionärsgattinnen sowie Stars von Theater, Varieté und Stummfilm zählten zu ihren Kundinnen. Ihr Leben verlief turbulent und war nicht frei von Skandalen.
Heute ist sie nahezu vergessen. Im April 2025 jährt sich ihr Todestag zum neunzigsten Mal.

Abb. 1 Lady Duff-Gordon, 1904. © National Portrait Gallery, London.
Wie es anfing
Als geschiedene Frau, die sich und ihre kleine Tochter allein durchbringen musste, hatte sie es im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts zunächst nicht leicht. Ohne formale Qualifikation, jedoch mit Phantasie, Kreativität und beachtlichem Selbstbewusstsein ausgestattet, gelang ihr ein sozialer und beruflicher Aufstieg, der seinesgleichen sucht. „Schüchternheit war mir völlig unbekannt“, bekundet sie in ihren 1932 erschienenen Memoiren. Ihre aparte, selbstgeschneiderte Kleidung fiel auf und wurde nachgefragt. Im Jahr 1891 eröffnete sie unter dem französisierenden Namen „Maison Lucile“ ihr erstes Atelier und hatte auf Anhieb Erfolg.
Für ihr schnell wachsendes Unternehmen warb sie finanzkräftige Unterstützer ein, ließ es 1893 als „Lucile Ltd.“ registrieren und installierte sich als Vorstandsvorsitzende. Zu den Geldgebern gehörte Sir Cosmo Duff-Gordon, der im Jahr 1900 ihr zweiter Ehemann wurde. Lucile wurde zu Lady Duff-Gordon, was ihrem gesellschaftlichen Aufstieg weiteren Auftrieb gab. Auch in geschäftlicher Hinsicht erwies sich das Adelsprädikat – vor allem in den USA – als ausgesprochen vorteilhaft.
Ableger des „Maison Lucile“ wurden in New York (1910), Paris (1911) und Chicago (1915) etabliert. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich „Lucile Ltd.“ zum Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen und die Namensgeberin zu einer internationalen Berühmtheit.

Abb. 2 Nachmittagskleid von Lucile, Paris um 1911. © Turin Gallery for Modern and Contemporary Art/Europeana.
Jahrhundertwende und Vorkriegszeit
Die Zeit vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs – dieser Abschnitt fällt in etwa mit der französischen Belle Époque zusammen – war in modischer Hinsicht durch Auseinandersetzungen über das Korsett und die Herausbildung einer neuen Silhouette mit größerer Bewegungsfreiheit geprägt. Dieser Stilwandel lässt sich an Luciles Kreationen von 1905 und 1912 ablesen (Abb. 3 und 4).

Abb. 3 Zweiteiliges Abendkleid aus Seidenchiffon, Taillenband, Spitze, Stickerei, London 1905. © Victoria and Albert Museum.

Abb. 4 Abendkleid für Heather Firbank, verschiedene Schichten Seidenchiffon, Taillenband mit Quasten, London 1912. © Victoria and Albert Museum.
Die Mode-Etikette der Vorkriegszeit war rigoros. Insbesondere von Frauen der Oberschicht wurde erwartet, bei jeder Gelegenheit à la mode angezogen zu sein. Bis zu sechsmaliger Kleiderwechsel am Tag war keineswegs ungewöhnlich. Partys, Picknicks, Pferderennen und anderes mehr verlangten eine vielfältige Garderobe. Ereignisse wie der Tod von Königin Victoria (1837-1901) und von König Edward VII. (1901-1910) sowie die Krönung von König George V. (1910-1936) wirkten sich auf das gesellschaftliche Leben aus und führten zu einer gesteigerten Nachfrage nach angemessener Garderobe.

Abb. 5 Nachmittagskleid von Lucile, vermutlich Paris um 1911. © Turin Gallery for Modern and Contemporary Art/Europeana.
Der Lucile-Look
„Ich war die erste Schneiderin, die Freude und Romantik in die Kleidung brachte, ich war eine Pionierin“, rühmt sich Lucile in ihren Memoiren. Durch den Verzicht auf einengende Korsetts, ausladende Tournüren und steife Stehkragen habe sie Anmut und Ungezwungenheit in die Frauenkleidung zurückgebracht, ja, diese geradezu revolutioniert. Es muss jedoch festgehalten werden, dass auch die Kleider anderer renommierter Londoner Modehäuser – wie Redfern oder Mascotte – durchaus mit der Zeit gingen, wie Sammlungen des Victoria and Albert Museum bezeugen.
Freilich hob sich Lucile von anderen durch einen besonders geschickten Einsatz unterschiedlicher Materialien, virtuose Drapierungen und subtile Farbschemata ab. Kaskaden von Volants und Rüschen, geschwungene Säume, Spitze und Stickereien verliehen ihren Kreationen eine ultra-feminine Note. Lagen transparenter, schimmernder Stoffe, tiefe Dekolletés und geschlitzte Röcke – Lucile gilt als Erfinderin dieses Schnitts – riefen eine sinnliche Tönung hervor, ohne jedoch die Grenzen der Konvention zu überschreiten.

Abb. 6 Zweiteiliges Ensemble von Lucile mit geschlitztem Rock, Paris 1913. Fotograf Henri Manuel. © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek.
Ihre singuläre Handschrift zeigte sich ferner in großzügiger Verwendung von Bändern, Schärpen, Quasten und Posamenten.

Abb. 7 Abendmantel mit Troddeln, London ca. 1904-1908. © London Museum.
Sie meisterte auch Verhalteneres, wie das Abendkleid in Abbildung 8 belegt. Kein Zierat lenkt von der eleganten Linienführung ab, Raffungen und Farbkontrast dominieren. Der Rock ist mit dem typischen Schlitz versehen, der sich jedoch unter einer Fältelung verbirgt.

Abb. 8 Abendrobe für Heather Firbank, zweifarbiger Seidensatin, London 1913. © Victoria and Albert Museum.
Luciles Stärke lag bei der Abendgarderobe, beschränkte sich allerdings nicht darauf; sie kreierte auch Tageskleider und Kostüme. Wer es sich leisten konnte, bestellte bei ihr eine komplette Brautausstattung (trousseau), die neben Hochzeitskleid, Tagesgarderobe und edlen Accessoires auch hauchzarte Dessous enthielt.

Abb. 9 Strumpfbänder, „Maison Lucile“, London ca. 1914-1920. © Victoria and Albert Museum.
In ihren Memoiren nimmt Lucile für sich in Anspruch, durch neuartige, freizügige Seidenunterwäsche Sinnlichkeit in eine prüde Gesellschaft gebracht zu haben, in der Damen von Rang und Stand noch Leibwäsche aus Flanell und Wollstrümpfe trugen.
Konsum, Mannequins und „gowns of emotion“
Der gesellige Aspekt des Konsums spielte für Lucile eine wichtige Rolle, sie kultivierte ihn geradezu. In den verschwenderisch ausgestatteten Räumlichkeiten ihrer „Maisons“ verweilten Kundinnen oft halbe Tage bei Tee, Konfekt und Champagner – nicht selten in Gesellschaft von Freundinnen, Ehemännern oder Liebhabern –, um sich Neuheiten vorführen zu lassen und sie anschließend anzuprobieren. Rampen, Podien und kolossale Vorhänge unterstützten die effektvolle Präsentierung des Angebots.
Lucile war nicht die Erste, die Mannequins beschäftigte, anders als konkurrierende Modehäuser begnügte sie sich indes nicht damit, ihre „Mädchen“ lediglich als mobile Kleiderständer zu verwenden. Vor dem ersten Einsatz wurden die Aspirantinnen einer monatelangen rigorosen Schulung mit dem Ziel einer ästhetischen und sozialen Verfeinerung unterzogen. Was Rückschlüsse auf ihre proletarische Herkunft zuließ – etwa Vornamen wie Hetty, Kathy oder Lizzie –, fiel im Zuge der gelenkten Metamorphose weg. Am Ende wirkten sie „göttinnengleich“ – so Lucile in ihren Memoiren – und hießen Hebe, Gamela, Corisande oder Dolores und waren Stadtgespräch. Fast jede heiratete später einen Millionär oder ein Mitglied des Hochadels. In ihrer Ausstrahlung standen Luciles „Göttinnen“ heutigen Super-Models nicht nach.

Abb. 10 Model Dolores in einem Brautkleid von Lucile, Vogue, April 1919. Fotograf Adolph de Meyer. © Condé Nast/Wikimedia Commons.
Lucile erfand auch „mannequin parades“, das zeitgleiche Schaulaufen einer ganzen Schar von Vorführdamen. Diese Gruppenauftritte waren seinerzeit so sensationell, dass sie in Kino-Wochenschauen gezeigt wurden.
Ihre Kreationen bezeichnete sie als „dream dresses“ oder „gowns of emotion“ und verlieh ihnen phantasievolle Namen wie „Sighing Sound of Lips Unsatisfied”, „When Life’s Young Pleasures Woo” oder „Incarnation of the Snows”. In herkömmlichen Modehäusern wurden die Kleider einfach durchnummeriert. Lucile dagegen erzählte mit den Namen ihrer Kreationen Geschichten, die Phantasien weckten.
Während des Ersten Weltkriegs entwarf sie für den amerikanischen Versandhändler Sears Ready-to-Wear-Kollektionen. Auch ihre Konfektionskleider versah Lucile mit beziehungsreichen Namen. So hieß ein prinzessinnenhaftes Abendkleid aus Seidenchiffon mit Reihen gefältelter Rüschen „Daddy’s Sweetheart“ und war in Hellblau, Rosarot oder Pfirsich lieferbar. Der Name sprach Bände. Dieses Kleid war für junge Mädchen bestimmt, deren Väter den auch für amerikanische Versandhandel-Verhältnisse hohen Preis von 43 $ zahlen konnten. Auf dem europäischen Markt hätte Lucile dieses Modell um diese Zeit nie und nimmer anbieten können.

Abb. 11 Modell „Daddy’s Sweatheart“, Sears-Katalog 1918. © Flickr/Sacheverelle.
Als erste ihrer Zunft war sie mit eigenen Textbeiträgen in den Medien präsent. Ab 1910 verfasste sie Kolumnen für internationale und europäische Modemagazine sowie für die Tageszeitungen einer reichweitenstarken US-Medien-Gruppe. Führende Modezeitschriften berichteten über ihre Kollektionen. Sie war Trendsetterin der Lizensierung. Für Werbekampagnen unterschiedlichster Hersteller und Produkte – von Miederwaren bis zu Polstern für Autositze (Chrysler) – stellte sie ihren Namen zur Verfügung und kapitalisierte ihr internationales Image.

Abb. 12 „Lady Duff-Gordon Corsets“, Sears-Katalog 1918. © Flickr/Sacheverelle.
Luciles Kostümdesign
Für die Welt des Theaters hatte Lucile ein besonderes Faible. Ihre Kontakte zu Londoner Bühnen reichen bis in das Jahr 1897 zurück. Die Innenausstattung ihrer „Maisons“ erinnerten an Theaterszenerien, und die effektvolle Inszenierung ihrer Modenschauen profierte von der Erfahrung mit Illuminationstechnik. Vom Theater lernte sie, wie wichtig gut erzählte Geschichten sind.
Die bekanntesten Schauspielerinnen und Revue-Stars ihrer Zeit wurden von Lucile nicht nur mit Bühnenkostümen, sondern auch mit Privatgarderobe ausgestattet. Sarah Bernhardt (1844-1923), Gertie Millar (1879-1952) und Lily Elsie (1886-1962) gehörten zu ihren Kundinnen und mehrten ihren Ruhm als Couturière für besondere Ansprüche. Luciles Riesenhüte für Künstlerinnen lösten einen Trend zu wagenradgroßen Kopfbedeckungen aus.

Abb. 13 Lily Elsi im Lucile-Look mit Riesenhut, 1907, Künstlerpostkarte. © National Portrait Gallery, London.
Ihre Kostüme für die populären Vaudeville-Shows der Ziegfeld Follies trugen wesentlich dazu bei, den neuen Prototyp des amerikanischen Showgirls zu etablieren.

Abb. 14 Vaudeville-Star Florence Walton im Bühnenkostüm von Lucile, ca. 1915. © Library of Congress.
Als etliche ihrer Kundinnen zum Stummfilm wechselten, passte Lucile ihr Design − insbesondere bei Material und Farben − den spezifischen Bedingungen des neuen Genres an. Sie lieferte Kostüme für mehr als achtzig Filme. Stars wie Mary Pickford (1892-1979), Lilian Gish (1893-1993) und Gloria Swanson (1899-1983) wurden von ihr eingekleidet.
In der Geschichte des Kostümdesigns nimmt Lucile einen wichtigen Platz ein. Ihre Entwürfe wiesen – was damals neu war – immer einen konkreten Bezug zu Rolle und Aufführungspraxis auf und unterstützten die Herausbildung einer klar bestimmbaren Bühnenpersona.
Zeitenwende und Turbulenzen auf zwei Kontinenten
Sie habe ihr Leben „bis zur Neige“ ausgekostet, offenbart Lucile in ihren Memoiren. Das betraf ihre zahlreichen Liebesaffären wie auch ihr kostspieliges Luxusleben. Ein dunkler Schatten fiel auf ihren Ruf, als sie und ihr Ehemann Sir Cosmo Duff-Gordon 1912 beim Untergang des Luxusdampfers Titanic in den Verdacht gerieten, die Besatzung eines Rettungsbootes bestochen zu haben, um sich ohne Rücksicht auf andere Hilfesuchende retten zu lassen. Dieser Vorwurf konnte nicht zweifelsfrei belegt werden, doch Sir Cosmo, bis dahin Luciles wichtigster Finanzberater, zog sich nach der von großem Medieninteresse begleiteten gerichtlichen Anhörung auf seine schottischen Besitzungen zurück.
Ihr Hauptaugenmerk richtete Lucile nun auf die USA, wohin sie mit Kriegsbeginn 1914 ihren Wohnsitz verlegte. Gleichzeitig schloss sie vorübergehend ihre Pariser Dependance, das Londoner „Maison“ lief auf kleiner Flamme weiter.

Abb. 15 Lucile mit Hündchen 1916 in ihrem New Yorker Apartment. © Library of Congress.
Die Kampfhandlungen in Europa – Kriegseintritt der USA erst 1917 – hatten zunächst keine Auswirkungen auf das Alltagsleben in der Neuen Welt. Amerikanische Millionärsgattinnen gaben weiterhin mit vollen Händen Dollars für Luxusmode aus, wie Lucile in ihren Memoiren verzeichnet. Sie machte das Geschäft ihres Lebens und war auf dem Höhepunkt ihres Ruhms angelangt, während gleichzeitig die wirtschaftliche Basis ihres Unternehmens langsam aber unaufhörlich ins Trudeln geriet.
Blickt man auf die in britischen und amerikanischen Museen aufbewahrten Lucile-Kleider, fällt auf, dass sich die Designs für die jeweiligen Märkte deutlich unterscheiden. Während in London dem Ernst der Lage angemessen dunkle Farben und praktische Schnitte vorherrschten und es als unfein galt, öffentlich Luxus zu zelebrieren, ging es in den USA heiter weiter.
Das maßgeschneiderte Wollkostüm in Abb. 16 aus dem Jahr 1915 demonstriert den Kriegs-Einfluss auf die europäische Frauenmode. Die locker sitzende Jacke mit Gürtel, großen aufgesetzten Taschen und geknöpften Manschetten sowie der Faltenrock belegen die Wende zu mehr Zweckmäßigkeit.

Abb. 16 Kostüm, Lucile für Heather Firbank, London 1915. © Victoria and Albert Museum.
Luciles Design für die amerikanische Klientel wirkt – aus europäischer Sicht gesehen – dagegen wie aus der Zeit gefallen. Die Kreation „Happiness“ aus schimmernder Seide und hauchzarter Spitze stammt aus der New Yorker Herbst-Kollektion 1916 (Abb. 17).

Abb. 17 Dinner-Kleid, Modell „Happiness“, New York 1916. © Philadelphia Museum of Art.
Geschäftliche Fehlentscheidungen und Vertragsstreitigkeiten summierten sich, obendrein leistete Lucile sich eklatante Verstöße gegen US-Zollvorschriften, die streng geahndet wurden. Anfang der 1920er-Jahre mussten die „Maisons“ in New York und Chicago schließen. Missmanagement und Finanzierungsprobleme dürften nicht der einzige Grund für den Niedergang von „Lucile Ltd.“ gewesen sein, auch ihr einst so feines Gespür für den Zeitgeist hatte sie verlassen. Der Daueraufenthalt in den USA mag dazu beigetragen haben.
Bereits während des Krieges verlor sie in Europa gegenüber der Konkurrenz an Boden. Die Verfügbarkeit und Kosten von Stoffen, die Verringerung des verfügbaren Einkommens, der Abbau von Haushaltspersonal, sowie größere soziale Freiheiten veränderten die Art und Weise, wie sich insbesondere die Frauen der Oberschicht in London oder Paris kleideten. Lucile aber war zu weit weg, um diesen Wandel aufzugreifen. Während sie noch knöchellange romantische Tageskleider und Abendroben mit Schleppe entwarf, setzte in Frankreich bereits der Aufstieg Coco Chanels (1883-1971) ein.

Abb. 18 Skizze mit romantischer Mode von Lucile, April 1918. © St. Louis Post-Dispatch / Wikimedia Commons.
In der veränderten Welt nach dem Ersten Weltkrieg spielte Kleidung im gesellschaftlichen Leben eine geringere Rolle als vorher. Die Etikette lockerte sich, es wurde weniger Aufwand betrieben, das Frauenbild änderte sich und mit den emanzipatorischen Stimmungen der Zwanziger Jahre zog ein knabenhaft-androgyner Look (Flapper) in die Mode ein. Luciles ultra-femininer Stil war überholt. Dass sie 1923 erfolgreich vom jungen englischen Designer Norman Hartwell (1901-1979) wegen Plagiats verklagt wurde, wirkte wie eine Bestätigung, dass ihre Inspirationsquelle versiegt war.
Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie zurückgezogen in London. Sie starb 1935 an den Folgen einer Brustkrebserkrankung.
Lucile hat keinen neuen Modestil geschaffen wie Paul Poiret (1879-1944) oder Coco Chanel. Aber sie setzte Standards bei der Präsentation und Vermarktung von Mode. Mit der Schulung und dem vielseitigen Einsatz ihrer Mannequins nahm sie das Berufsbild heutiger Laufsteg-Models vorweg. Sie war eine grandiose Selbstdarstellerin und in dieser Hinsicht geradezu das Urbild der modernen expressiven Designerpersönlichkeit, deren Elexier das Scheinwerferlicht ist.
Ihre Memorien liegen erstmals in deutscher Übersetzung vor, übersetzt von Constanze Derham und herausgegeben vom Berliner Verlag „Texte und Textilien“, der sich auf vergessene Texte der Modegeschichte spezialisiert hat.
Lucy Duff-Gordon: Lucile. Mein Leben als Modeschöpferin
Verlag Texte und Textilien, Berlin 2024, 366 S., übers. von Constanze Derham, Titel der Originalausgabe von 1932: Discretions and Indiscretions.
Titelfoto: Abendmantel, Seidensamt, applizierte Satinrosen, London ca. 1915. © Victoria and Albert Museum.