Je näher bei der Berliner Modewoche der Zeitpunkt der Lena-Hoschek-Schau im Zelt des Sponsors Mercedes Benz am Brandenburger Tor rückte, desto mehr Besucherinnen im Retro-Look reihten sich in die Warteschlange ein. Die treuen Anhängerinnen der Designerin aus Graz wurden nicht enttäuscht.
Wie immer bei Hoschek wurden die 1950er und 1960er Jahre zitiert. Schwingende Röcke mit schmaler Taille wechselten sich mit Etui-Kleidern und engen Röcken mit Dior-Schlitz ab. Betonte Dekolletés, tiefe Rückausschnitte und transparente Tops strahlten kontrollierte Erotik aus. Hie und da blitzte ein Strumpfband auf, das wohl ein (augenzwinkerndes?) Spiel mit dem überholten Bild der verfügbaren Frau sein sollte.
Man sah viel schwarz-grundigen Blumenprint à la Tyrolienne, vereinzelt aber auch schwarz-weiß Kleinkariertes, das sachlicher wirkte und Barbara Hendricks als Sekretärin Joan Holloway in der Serie „Mad Men“ gut zu Gesicht gestanden hätte, einer Sekretärin, die nicht wegen ihrer Schreibmaschinenkenntnisse reüssiert, sondern wegen anderer Vorzüge. Spielt Hoschek mit diesen Klischees?
Kühle Grau- und warme Brauntöne strömten Ruhe aus. Lurex, Brokat und durchbrochene Spitze für Cocktail- und Abendkleider brachten einen Hauch von Glamour. Manches Kleid hätte sich auch beim Mittelball der Tanzschule gut gemacht.
Die Retro-Anmutung wurde verstärkt durch gelegentlich um die Schultern gelegte Kaschmir-Cardigans. Lena Hoscheks Mode ist ungebrochen feminin, und ihre Kollektion erwartbar hübsch.
Titelbild: Hoschek-Modelle. Foto © S.O. Beckmann / Modesearch