Berlin Showroom

In Anton Tschechows Drama „Drei Schwestern“ träumen die Heldinnen vom fernen Moskau. Die glanzvolle Metropole ist der Sehnsuchtsort, von dem sie sich die Erfüllung ihrer geheimen Wünsche versprechen. Für viele Berliner Modedesigner ist New York ein Sehnsuchtsort, und der Berliner Senat verhilft ihnen zu einem Auftritt im September 2014 während der New York Fashion Week für die Damenmode für Frühjahr / Sommer 2015.

Die New Yorker Fashion Week ist die wichtigste Mode-Kommerz-Veranstaltung auf dem amerikanischen Kontinent. Sie wird seit dem Jahr 1943 durchgeführt. Zwar inszeniert sich die deutsche Hauptstadt seit dem Jahr 2007 auch als Modemetropole mit einer Fashion Week, aber in guten Verkaufsabschlüssen für junge Berliner Labels hat sich das noch nicht niedergeschlagen. Berlin steht bei den internationalen Einkäufern nicht an der Spitze ihrer Liste, dort hält sich noch immer Paris. Deshalb hat Tanja Mühlhans, die beim Berliner Senat die Aktivitäten rund um die Mode koordiniert und schon vieles angestoßen hat, vor zwei Jahren den ersten Showroom von Berliner Labels in Paris organisiert. Ende September 2014 findet er bereits zum vierten Mal statt.

 Hosenanzug von Starstyling. Foto © Daniel Belieu

Hosenanzug von Starstyling.
Foto © Daniel Belieu

Eine Abfrage des Senats unter Berliner Designern ergab, dass sie sich New York als zweitwichtigste Auslandspräsention wünschen. Dieses Begehren wird nun erfüllt. Eine Auswahlkommission, der u.a. die Modejournalistin Melissa Drier von Women´s Wear Daily, eine Vertreterin der deutschen Vogue sowie Linda Horbach vom Departmentstore Q206 angehören, wählte elf Labels aus:

Âme Sœur, Antonia Goy, C.neeon, Cruba, DSTM, I’ VR Isabel Vollrath, Perret Schaad, Sammler Berlin, Schmidttakahashi, Tata Christiane sowie Vladimir Karaleev.

Bluse und Pulli von Tim Labenda, Rock von Hien Le.  Foto © Daniel Belieu

Bluse und Pulli von Tim Labenda,
Rock von Hien Le.
Foto © Daniel Belieu

Für eine Auslandspräsentation von Berliner Labels veranschlagt der Senat ca. 70.000 Euro, davon entfällt der größte Teil, 40.000 Euro, auf die Ausstellungsfläche. Der Rest wird für die Fotoproduktion, den Katalog, die Aktualisierung der Website http://www.berlinshowroom.com/ sowie die Reisekosten der Vorbereitungsgruppe aufgewendet.

Der Berlin Showroom wird im Südwesten von Manhattan veranstaltet, im Meatpacking District, der sich in einem grundlegenden Umstrukturierungsprozess befindet und seit einigen Jahren zunehmend sogenannte Kreative anzieht. Dieses  Viertel mit seiner Mischung aus alten Industriebauten und globaler Bohème ist passend für die Berliner Mode.

Die New York Fashion Week im September ist eine gigantische Veranstaltung, mit mehr als 100 Shows und zahllosen Begleitveranstaltungen. Sie bildet den Auftakt eines Modemonats, in dem nach New York in London, Mailand und Paris Fashion Weeks veranstaltet werden. In ihrer Gesamtheit stellen diese Modewochen ein globales Phänomen dar, bei dem es nicht nur um kulturelle und ästhetische Aspekte geht, sondern um handfeste Industriepolitik.

Den Berliner Designern, die beim Berlin Showroom in New York präsentieren, sind gute Geschäftsabschlüsse zu wünschen. Tanja Mühlhans von der Senatsverwaltung gibt sich keinen Illusionen hin. Es wird immer schwerer, Einkäufer zu finden. Deshalb plant sie einen Workshop, bei dem vermittelt werden soll, auf welche Weise Investoren gewonnen werden können. Es wird um Business Pläne und Fragen des Selbstmarketing gehen.

Jacke von Concis, Bluse und Rock von Pugnat. Foto © Daniel Belieu

Jacke von Concis, Bluse und Rock von Pugnat. Foto © Daniel Belieu

Wie auch immer der Berlin Showroom bei der Fashion Week in New York für das einzelne Label ablaufen mag, eines ist gewiss: er bietet eine gute Gelegenheit, sich mit anderen zu vergleichen.

 

12.-14.09. 2014

775 Washington Street

Meatpacking District

New York, NY 10014

Titelbild: Skyline von Manhattan vom Roof Garden des Metropolitan Museum of Art gesehen. Foto © Rose Wagner
Alle anderen Fotos wurden dem Editorial Berlin Showroom entnommen