Textiles Reden

von Rose Wagner

Buchbesprechung:
Schnatmeyer, Susanne: Verflixt und Zugenäht. Textile Redewendungen gesammelt und erklärt.

Berlin, Edition Textile Geschichten, 2. Auflage 2016.

 

Worauf verweist die Bezeichnung alter Knacker? Auf einen alten Mann, der in der Spinnstube das gesponnene Garn auf die Knackhaspel wickelte, die nach einer bestimmten Anzahl von Umdrehungen ein knackendes Geräusch machte? Oder war jemand gemeint, dessen alte Knochen hörbar knackten? … mehr lesen

Aus für die deutsche Herrenbekleidungsindustrie

von Rose Wagner

Buchbesprechung:
Vordemfelde, Karl-Wilhelm: Aufstieg und Niedergang der deutschen Herrenbekleidungsindustrie. Ein Rückblick auf Herrenmode aus Deutschland im 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main, Deutscher Fachbuchverlag, 2015.

Die serielle Produktion von Herrenbekleidung blickt auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurück. Doch heute ist sie eine Industrie ohne Produktion in Deutschland. Wie es zu diesem Niedergang kam und welche Faktoren dafür verantwortlich sind, beschreibt Karl-Wilhelm Vordemfelde in seinem Buch. … mehr lesen

Eine modische Schlacht

von Rose Wagner

Buchbesprechung:
Givhan, Robin: The Battle of Versailles. The Night American Fashion Stumbled Into the Spotlight and Made History. New York, N.Y., Flatiron Books, 2015

Kann ein singuläres Ereignis den Verlauf der Modegeschichte entscheidend beeinflussen? Ja, behauptet die Modejournalistin Robin Givhan und verweist auf den 8. November 1973. An diesem Tag wurde im Theatersaal des Schlosses von Versailles die Vorherrschaft der französischen Mode gebrochen und die amerikanische schob sich mit einem Paukenschlag auf die Weltbühne.  Sie präsentierte sich als unverwechselbar und zeitgemäß. … mehr lesen

Teppiche als Blickfang, Luxus und Kunst

von Rose Wagner

Ausstellung:
Teppich-Couture der Gegenwart
Berlin >16.02. – 06.03. 2016
Foyer im Stilwerk Berlin

Keiner hat fesselnder geschildert, wie sehr eine ansprechende visuelle Präsentation von Waren zum Kauf verlockt als Emile Zola in seinem Roman Paradies der Damen. Damals, im 19. Jahrhundert, war die entscheidende Bedeutung der Platzierung und Beleuchtung von Waren längst nicht jedem Händler bewusst; heute weiß das jedes Kind und natürlich auch jeder Teppichhändler. … mehr lesen

Mode im Schatten: Die dreißiger Jahre

von Rose Wagner

Ausstellung:
Gretchen mag’s mondän – Damenmode der 1930er Jahre
München >25. 09. 2015 – 29. 05. 2016
Münchner Stadtmuseum

Mode ist das Letzte, woran die meisten Menschen denken, wenn von den dreißiger Jahren die Rede ist. In Deutschland steht diese Dekade selten im Mittelpunkt von Modeausstellungen. Das Thema ist heikel, denn immer stellt sich die Frage, wie sehr das Politische das Ästhetische bestimmte. … mehr lesen

Proust und die Kleider der Gräfin Greffuhle

von Rose Wagner

La Mode retrouvéeLes robes trésors de la comtesse Greffulhe
Palais Galliera, Musée de la Mode de la Ville de Paris
> 07.11.2015 ‒ 20.03. 2016

Erstmals zeigt das Pariser Modemuseum Palais Galliera die exquisite Garderobe der Gräfin Élisabeth Greffuhle (1860-1952), die selbst in der mondänen Pariser Gesellschaft des Fin de Siècle nicht ihresgleichen hatte. Dennoch wäre die Gräfin Greffuhle wohl in Vergessenheit geraten, hätte nicht Marcel Proust sie in seinem Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit als Oriane, Herzogin von Guermantes, unsterblich gemacht. … mehr lesen

Ideal,Tabu und Normalität von Kurven

von Rose Wagner

Curvy – The International Fair
Deutsche Telekom Hauptstadtrepäsentanz

Französische Straße 33 a-c
Berlin > 19.01. ‒ 21.01. 2016

Vieles auf der Curvy, der Messe für Damenkleidung in großen Größen, ist auch nicht anders als auf den sonstigen Messen, die während der Fashion Week in Berlin stattfinden. Die Aussteller auf der Curvy präsentieren Ripped Jeans und vegane Kunstleder-Leggings, edlen Kaschmir genauso wie Cheerleader-Glitter, raffinierte Schnittkonstruktionen neben artigen Tuniken. Nur ist eben alles etwas größer. … mehr lesen

Gewirkt und exponiert

von Rose Wagner

Ausstellung Auf nackter Haut ‒ Leib. Wäsche. Träume
Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Stuttgart > 22.05.2015 ‒ 31.01. 2016

An Ausstellungen über Unterkleidung war in den letzten Jahren kein Mangel. New York, London, Paris, München. Es ging um Reifröcke, Schnürmieder, Korsetts und Büstenhalter, um Unterröcke, Nachthemden und Morgenmäntel. Es ging um Erotik und Intimität, Eleganz und Froufrou. Es ging um Seide und Spitzen, um Silhouetten, Männerphantasien und weibliche Sinnlichkeit. Eine Ausstellung, die sich ausschließlich gewirkter und gestrickter Wäsche widmet und auch die profane Männerunterhose würdigt, gab es bislang nicht. … mehr lesen

Späte Tage ohne Mode?

von Rose Wagner

Hannelore Schlaffer: Alle meine Kleider
Lesung und Gespräch
Literaturhaus Stuttgart
Stuttgart > 22.10.15, 20:00 Uhr

Es gab Zeiten, da war das Sichkleiden für sie Schöpfungsakt und intellektuelle Anstrengung. Hannelore Schlaffer war eine Galionsfigur des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), und die Mode war für sie ein Mittel der Kommunikation, mit dem politische Haltungen ausgedrückt werden konnten. Eine Unterwerfung unter das gängige Modeangebot wäre für sie dem Kniefall vor Konsumdiktat und Kapitalismus gleichgekommen, also wählte sie Rebellion und Überbietung. Das hieß: kürzeste Röcke, Hotpants, Plateau-Sohlen und Lackleder. Zur Zeit der Studentenbewegung hatte die Mode noch politische Relevanz, heute reagiert keiner mehr auf uns, sagt Hannelore Schlaffer. Sie klingt wehmütig.

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Der transzendierende Kimono

von Rose Wagner

Ausstellung: Kimono. Fukumi und Yoko Shimura / Japonismus
Bröhan-Museum, Berlin >19. 06.- 06. 09. 2015

Vortrag: Die Entwicklung des Kimono von der Antike bis in die Gegenwart sowie die Eigenschaften japanischer Kultur
Takeda Sachiko, Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin >28.08. 2015

Ausstellung: Boro – Stoffe des Lebens / The Fabric of Life
Museum für ostasiatische Kunst, Köln >28. 03.- 02. 08. 2015

 

Die europäische Faszination für den Kimono begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Japan sich geöffnet hatte. Er war das wichtigste Requisit des Japonismus, jener Rezeption japanischer Stilprinzipien und Ästhetik zwischen 1860 und 1910, die einen Stilwandel in Kunst und Kunstgewerbe auslöste. Puccinis Oper Madame Butterfly aus dem Jahr 1903 ist ein Ausdruck dieser Japan-Begeisterung. Im fremdartigen Kimono kulminierten exotische Wunschvorstellungen.

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