Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Internationalen Frauentag am 8. März und der Mode?

Während der Pariser Modewoche strahlte Angela Merkel von ungezählten Reklamewänden. Ihr Foto ziert die Titelseite der französischen Ausgabe des Vanity-Fair-Magazins. In Pariser Zeitungsläden ist das Magazin bei den Modezeitungen eingeordnet.

Modemagazine bei „Relay“ im Flughafen Charles de Gaulle.  Foto © Rose Wagner

Modemagazine bei „Relay“ im Flughafen
Charles de Gaulle.
Foto © Rose Wagner

Im Modeteil der „International New York Times“ stellte Vanessa Friedman anlässlich des zeitlichen Zusammentreffens von Internationalem Frauentag und Pariser Fashion Week Überlegungen darüber an, ob die Designer der großen Häuser das „Dressing for leadership“ verstehen und für Frauen in hohen Führungspositionen etwas bieten, das über den gewöhnlichen Hosenanzug – Angela Merkel und Hillary Clinton bevorzugen ihn bekanntlich – hinausgeht.

Ist dieses der Männermode entlehnte Kleidungsstück vor allem ein Panzer gegen die Härten des politischen Geschäfts – wie Friedman nahelegt – oder wird es wegen seiner Bequemlichkeit und Funktionalität von manchen Politikerinnen so gern getragen? Jedenfalls sieht sie in den Kollektionen von Alber Elbaz vom Haus Lanvin, Jonathan Anderson von Loewe und Raf Simons von Dior einen Grad funktionaler Raffinesse erreicht, der die gesellschaftliche und politische Stärke von Frauen widerspiegle. Tatsächlich sind viele Kollektionen, die bei der Pariser Modewoche gezeigt wurden, schneidertechnisch auf hohem Niveau und voll überraschender Details. Doch warum sollen sich Frauen wie Merkel und Clinton nicht genauso so kleiden wie sie es tun?

Wenn es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Mode und dem Internationalen Frauentag gibt, dann nicht gerade in ästhetischer Hinsicht. Am Anfang der Bewegung, auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910, formulierte Clara Zetkin als wichtigste Ziele: Politische Teilhabe sowie die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen. Was würde sie heute am Internationalen Frauentag fordern? Dass Frauen die Rechte, die sie mittlerweile haben, aktiver nutzen? Dass sie darauf achten, unter welchen Bedingungen ihre Kleidung produziert wird? Womöglich fände Clara Zetkin es sogar erfreulich, dass es eine Bundeskanzlerin gibt; dass diese trägt, was sie will und am Internationalen Frauentag amüsiert vom Titelbild eines Lifestyle-Magazins lächelt?

 

Titelbild: Modezeitschriften in einem Pariser Zeitungsladen. Foto © Rose Wagner