Vor der Hochzeit von Prominenten wird viel über das Kleid der Braut spekuliert. Was wird Kate Middleton tragen? Wie tritt Prinzessin Victoria vor den Altar? Wie sieht das Brautkleid von Angelina Jolie aus? Nie heißt es: Was wird der Bräutigam wohl anziehen?

Bei jeder Hochzeit kommt der Kleidung eine große Bedeutung zu, doch es ist die Braut, die im Mittelpunkt steht und alles überstrahlt. Ungewöhnliche Hochzeitskleider werden im kulturellen Gedächtnis gespeichert. Das Hochzeits-Outfit von Bianca Jagger aus dem Jahr 1971 − Hut mit übergroßer Krempe und tiefdekolletierter weißer Blazer von Yves Saint Laurent − ist bis heute unvergessen. Auch der Hosenanzug von Stella McCartney, mit dem Amal Alamuddin in Venedig zur standesamtlichen Trauung mit George Clooney erschien, wird gewiss die Brautmode der nächsten Jahrzehnte beeinflussen.

Und wie sieht es bei den Männern aus? Wenn auch das Brautkleid die zentrale textile Konfiguration darstellt, so begnügt sich der Bräutigam mit seinem Anzug doch keineswegs mit einer Nebenrolle. Brautkleid und Anzug des Bräutigams bilden eine ästhetische Einheit, deren Reiz auch darin liegt, dass sie aufeinander bezogen ist.

Brautkleid in Ivory-Ton mit rotem Oberteil, gesehen bei "Donna" in Northeim.  Foto © Rose Wagner

Brautkleid in Ivory-Ton mit rotem Oberteil,
gesehen bei “Donna” in Northeim.
Foto © Rose Wagner

Veränderte Vorlieben bei der Brautmode wirken sich direkt auf die Hochzeitsanzüge aus. Seit einigen Jahrzehnten sind Brautkleider überwiegend cremefarben, nur noch eine verschwindende Zahl ist in Weiß gehalten. Das hat bei den Anzügen einen Trend zu Brauntönen ausgelöst. 

Brauntöne für Festanzüge von Wilvorst.  Foto © Rose Wagner

Brauntöne für Festanzüge von Wilvorst.
Foto © Rose Wagner

Derzeit sind Smokings und Cuts in Blau en vogue, auch wegen neuer Farbnuancen in der Brautmode.

Sakko in Blau-Grau von Wilvorst.  Foto © Rose Wagner

Sakko in Blau-Grau von Wilvorst.
Foto © Rose Wagner

George Clooney wurde im Verlauf seiner dreitägigen Hochzeitsfeier in Sakkos von Armani in Grau und Mitternachtsblau gesichtet. Schon vormittags legte er einen Smoking an, der, wie aus James-Bond-Filmen bekannt ist, eigentlich dem Abend vorbehalten ist. Auch das wird stilbildend wirken.

Kronprinzen und Hochadelige müssen nicht lange überlegen, wie sie sich bei ihrer Hochzeit kleiden. Ihr Hochzeitsritual ein-schließlich aller zeremoniellen Nebenaspekte wird durch Tradition bestimmt und ist wenig variabel. Der englische Kronprinz heiratet in Gardeuniform, und Adlige treten im Frack vor den Altar. Die Glückwünsche beim nachmittäglichen Empfang werden in Cut, Stresemannhose und grauer Weste entgegen genommen, zum Tanz am Abend wird ein Smoking angelegt.

Cuts, Stresemannhosen und Smoking von Wilvorst.  Foto © Wilvorst

Cuts, Stresemannhosen und Smoking von Wilvorst.
Foto © Wilvorst

Viele Kleidungskonvention haben auch noch im 21. Jahrhundert Bedeutung, und eine Adelsfixiertheit trägt dazu bei, dass der modische Auftritt bei festlichen Anlässen sich häufig noch am Bekleidungsstil einer abgehobenen Minderheit orientiert. Die kulturprägende Wirkung sozialer Eliten ist zwar ungebrochen, doch wer nicht mit deren Dresscodes vertraut ist, kann schnell daneben greifen und sich lächerlich machen. Da es nicht jedem gegeben ist, Konventionen lässig beiseite zu schieben und dabei noch bella figura zu machen wie George Clooney, gibt es auch für Männer Stilberater, zum Beispiel von Wilvorst (http://www.wilvorst.de/hochzeit-entdecken/was-traegt-mann-wann.html).

Für den oberflächlichen Betrachter scheint sich die aktuelle Festtagsmode nicht von der vor dreißig, vierzig oder fünfzig Jahren zu unterscheiden. Doch eine, die es wissen muss, sagt: „Das stimmt nicht. Es ist viel in Bewegung bei der festlichen Mode für Männer“. Sabine Vordemfelde, die bei Wilvorst in Northeim, dem Marktführer in der Anlassmode, für Einkauf und Produktentwicklung zuständig ist, zählt auf, welche Veränderungen es gibt.

Das Material ist pflegeleichter und weniger knitteranfällig als früher, die Schnitte sind körpernäher und es gibt witzige Neuheiten wie Abend-Sakkos mit Stehkragen, Westen mit Sakkokragen und Paspelierungen in Kontrastfarben.

Brokat-Sakko mit Stehkragen von Wilvorst. Foto © Rose Wagner

Brokat-Sakko mit Stehkragen von Wilvorst. Foto © Rose Wagner

Die Farbpalette ist breiter, bei der Textur wird experimentiert, und bei den Accessoires ist vieles möglich, was vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, beispielsweise Turnschuhe zum Smoking und sogar T-Shirts.

Smoking aus der Linie Cool Classics, T-Shirt und Turnschuhe.  Foto © Wilvorst

Smoking aus der Linie Cool Classics, T-Shirt und Turnschuhe.
Foto © Wilvorst

Bei Wilvorst werden seit fast 100 Jahren Anzüge produziert, und seit 1965 konzentriert sich das Unternehmen auf Anlassmode. Seitdem hat sich die Welt gründlich verändert, und das schlägt sich auch in der Mode nieder, die immer Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklungen ist.

Die Zahl der Eheschließungen ist rückläufig und es gibt nicht mehr so viele Gelegenheiten, sich festlich zu kleiden wie früher. Verlobungsfeiern sind nahezu ungebräuchlich, und weil immer weniger Menschen Mitglied einer Kirche sind, finden weniger Kindstaufen statt, und der große festliche Kirchgang der ganzen Familie anlässlich von Kommunion oder Konfirmation entfällt. Auch Bälle sind seltener geworden. Die Studentenbewegung mit ihrer egalitären Modeauffassung hat dazu beigetragen, dass ganze Generationen dem feinen Zwirn entfremdet sind.

Gerade wegen des Rückgangs an festlichen Gelegenheiten werden die verbliebenen häufig pompös gefeiert. „Seit ungefähr 20 Jahren werden die Hochzeiten immer aufwendiger und größer“, sagt Sabine Vordemfelde. Für einen Fabrikanten von Anlassmode ist das erfreulich.

Die festliche Mode gründet sich auf Konstanten, die trotz der neuen Variationen bei Details ihre Gültigkeit behalten. Vielleicht liegt die anhaltende Attraktivität der klassischen Festtagskleidung gerade darin, dass es einen unveränderlichen Kern gibt. Bei Wilvorst kommt die Inspiration zwar aus der Vergangenheit, doch es wird ständig nach Wegen gesucht, einen Frack, einen Cut oder einen Smoking zu entstauben und ihm eine zeitgemäße Anmutung zu verleihen.

Smoking aus der Linie „Prestige“ von Wilvorst. Foto © Wilvorst

Smoking aus der Linie „Prestige“ von Wilvorst.
Foto © Wilvorst

Von Hochzeitsanzügen allein kann jedoch auch der Marktführer in der Anlassmode nicht leben. Dr. Karl Wilhelm Vordemfelde, der Geschäftsführer von Wilvorst, berichtet, dass große internationale Gesellschaftsereignisse wie das Pferderennen in Ascot und der Wiener Opernball sich positiv auf die Auftragsbücher des Unternehmens auswirken. Erfreulich ist auch, dass seit einigen Jahren die Abitur-Bälle aufwendiger werden und immer mehr Menschen eine Kreuzfahrt buchen, bei der zum festlichen Dinner langes Abendkleid und Smoking getragen werden.

Abendanzüge aus der Linie „After Six“ von Wilvorst.  Foto © Wilvorst

Abendanzüge aus der Linie „After Six“ von Wilvorst.
Foto © Wilvorst

Die Festmode für Männer ist heutzutage so spritzig wie nie zuvor und auch preislich so gestaffelt, dass jeder etwas Passendes findet. Und die neuen Hochzeitsanzüge schmücken nicht nur jeden Bräutigam, sondern auch jede Braut.


Titelbild: Chinesisches Brautpaar beim Fotoshooting vor Notre Dame in Paris.
Foto © Rose Wagner